-Christian Firmbach, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters-
12.09.2018
„Unsere Welt scheint im Moment aus dem Gleichgewicht zu sein, egal wie weit man den Horizont spannt. Sei es in Deutschland, wo die aktuellen Vorkommnisse betroffen und oftmals hilflos machen, in Europa, das nie zuvor so fragil wirkte, oder sei es unsere Erde mit all den Verrückten, die agieren, als seien sie Kaiser Nero und die Welt liegt ihnen zu Füßen, am besten brennend.
Angesichts all dieser Probleme erscheint unsere eigene Welt klein und unbedeutend. Und doch ist sie es eben nicht. Uns treibt die Hoffnung an, dass eben nicht alles egal ist, die feste Überzeugung, dass jeder etwas tun kann, um diese Welt zu einer Besseren zu machen. Jeder kann Vorbild sein und jeder kann eine helfende Hand reichen. Und viele kleine Taten ergeben eben ein großes Ganzes.
Und damit kommen wir zum TrostReich, unserem Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, ein Tabuthema aufzugreifen. Einen nahestehenden Menschen durch Tod zu verlieren, ist schon für Erwachsene nur schwer zu ertragen – für Kinder gerät ihre ganze Welt aus den Fugen. Wir alle wissen darum und wir wollen, dass den Kindern und Jugendlichen im TrostReich gezeigt wird, wie dass Leben trotz und mit der Trauer weitergehen kann. Dass sie nicht allein sind. Und dass man über Tod und Trauer sprechen kann.
An unseren Infoständen stellen wir immer wieder fest, welche Angst bei vielen Menschen besteht, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen. So als würde der Tod bereits an die Tür klopfen, sobald man das Wort in den Mund nimmt. Und wenn er an die Tür klopft, ist es auch vielen Menschen unmöglich, über ihre Trauer zu reden. Kinder sind in diesen schwierigen Situationen diejenigen, die am meisten zu tragen haben. Neben der Unsicherheit und dem Begegnen mit dem unbekannten Tod, fühlen sie sich auch verantwortlich für das Trösten in der Familie. Sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie lachen, wo doch alle um sie herum weinen. Sie werden von einem Moment auf den anderen aus der unbeschwerten Kindheit in eine Leere katapultiert, in der sie sich völlig allein fühlen. Die Freunde verstehen sie nicht, in der Schule haben sie eine Sonderrolle und zuhause tragen sie schwer an der gefühlten Verantwortung.
Wir wollen, dass diese Kinder etwas von ihrer Leichtigkeit wieder bekommen, dass sie lernen über das Unaussprechliche zu reden und dass sie ihren eigenen Weg der Trauer selbstbewusst und in ihrem eigenen Tempo gehen.
Unser Verein bietet betroffenen Familien eine kostenlose Hilfestellung. Unsere Ehrenamtlichen, von denen einige hier versammelt sind, schenken eins der kostbarsten Dinge, die es heute zu verschenken gibt, ihre Zeit.
Und nun komm ich endlich zu Ihnen, lieber Herr Firmbach. Sie haben sich vor einiger Zeit bereits entschieden, uns einen Teil ihrer kostbaren Zeit zu schenken und uns als Botschafter zur Seite zu stehen.
Wenn ich es richtig recherchiert habe, kommen Sie gebürtig aus Hessen und haben in Köln studiert. Sowohl für die Hessen als auch für die Rheinländer sind wir Norddeutschen ja ein mit einiger Skepsis belegter Menschenschlag – was aber sicher auch andersherum gilt. Ich glaube, man kann feststellen, dass sie hier in Oldenburg trotz doppeltem Migrationshintergrund bestens integriert sind…
Schon vor einiger Zeit haben Sie Oldenburg als einen Glücksfall für Sie persönlich bezeichnet. Ich glaube, das Glück ist reichlich verteilt, und nicht nur auf Ihrer Seite. Für Oldenburg sind sie eben auch ein Glücksfall. Und das schon seit Jahren und nicht erst seit dem wundervollen Theaterhafen. Man sieht sie immer wieder in unterschiedlichen Rollen und ihre Bühne ist die ganze Stadt. Ob nun Bierzapfer im Brauhaus oder Spendenengel für den CSD – das Repertoire ist weit gefächert.
Und nun: Botschafter.

Dass Ihre Mission als Botschafter erfolgreich sein wird, bleibt ohne Zweifel. Ihre Erfahrungen und vor allem Ihre Redekunst werden uns sicher Türen öffnen und vielerorts Gehör verschaffen. Es ist kein Geheimnis, dass Sie ganz besonders im Oldenburger Theaterpublikum eine sehr große Verehrerschaft haben. „Vorhang auf!“ besuchen viele Menschen vor allem wegen Ihrer Wortbeiträge.
Um das Tabuthema Tod und Trauer weiter in die Gesellschaft zu bringen und in Oldenburg und den umliegenden Landkreisen unseren Verein in seiner Wahrnehmung zu stärken, haben wir nun auch Sie an unserer Seite und freuen uns riesig darüber! Wir sind sicher, wir können gemeinsam viel schaffen, vielleicht ja auch einmal ein Theaterabend für das ganze TrostReich, an dem wir den guten alten Professor Florestan wieder auferstehen lassen…!?
Damit TrostReich auch in Ihren Alltag Einzug hält, haben wir Ihnen zwei Dinge mitgebracht:
Als Erstes einen Notizblockkasten, mit dessen Hilfe Sie unseren Namen in alle Welt bringen können. Oben steht TrostReich und unten das Motto: Es gibt nur einen Weg – Deinen! Wenn Sie also zukünftig Besuch in Ihrem Büro haben, bringen Sie das Gespräch irgendwie auf einen Punkt, an dem Sie für den Besucher etwas notieren müssen – ich bin mir sehr sicher, sie schaffen das!
Als Zweites haben wir Ihnen einen Schlüsselanhänger, bekleidet mit ein paar Blumen, mitgebracht, der mit unserem Motto daherkommt und damit sicher Anlass für viel Kommunikation sein kann.
Wir hoffen, es macht Ihnen Freude und beide Dinge erfreuen Ihr Herz und finden ihren Nutzen in Ihrem Alltag.
Lieber Herr Firmbach, dass Sie uns begleiten wollen, dafür unseren herzlichen Dank verbunden mit großer Freude auf unsere gemeinsame Zukunft!“

Rede von Antje Möhrmann.